Neben dem allseits bekannten Zähneknirschen ist auch das Zungenpressen ein weit verbreitetes und unbewusst ablaufendes Phänomen.
Beim Zähneknirschen kommt es in anhaltenden Stresssituationen – vor allem in der Nacht – zum intensiven Gebrauch der Kaumuskulatur, wobei die Zähne mit großem Druck aneinander gerieben oder gar geschlagen werden und dadurch einem erheblichen Verschleiß ausgeliefert sind. Ähnlich verhält es sich mit dem sogenannten Zungenpressen, welches wie das Zähneknirschen, ein typischer Ausdruck von Stress, Nervosität und Anspannung sein kann. Beim Zungenpressen drückt der Betroffene mit seiner Zunge gegen den Gaumen oder auch gegen die Frontzähne – und zwar mit erheblichem Kraftaufwand.
Was kurzfristig zu einer unterschwelligen psychischen und seelischen Erleichterung führen kann, stellt für den Zahnapparat langfristig eine ernste Bedrohung dar, denn durch den permanenten Druck können sich die betroffenen Zähne verschieben, lockern und letztendlich sogar ausfallen. Zusammen mit ähnlichen Angewohnheiten wie Knirschen, Lippenpressen, Saugen oder Zungenbeißen werden die Symptome unter dem Begriff Bruxismus zusammengefasst.
Woher kommt das Zungenpressen?
Die Ursachen des Zungenpressens liegen meistens in der Psyche des Patienten begraben. Unter länger andauernder oder besonders intensiver seelischer Belastung neigen Menschen dazu, besondere Verhaltensmuster zu entwickeln, um dem innerlichen Druck ein Ventil zu verschaffen. Das geschieht in der Regel völlig unbewusst und zeigt sich meist in der Anspannung von Muskelpartien im Kopf-, Nacken- und Kieferbereich. Der Volksmund kennt nicht umsonst die Redewendung „die Zähne zusammenbeißen“, denn es scheint oft, als ob genau durch diese Funktion Schmerzempfindungen aller Art abgeschwächt werden könnten. Da Stresssituationen in der heutigen Zeit aber lange anhalten können, verselbstständigen sich diese Marotten schnell und sorgen dann für Schmerzen und Probleme. Ein Teufelskreis entsteht, der die Zähne und das Wohlempfinden stark belastet.
Indizien wie abgeschliffene Zahnoberflächen, Abdrücke an der Zunge oder auf dem Zahnfleisch und Zahnprobleme weisen oft den Weg zu einem psychisch bedingten Fehlverhalten, welches den Zähnen zusetzt.
Welche Folgen drohen?
Durch das Zungenpressen werden die Zähne von innen nach außen gedrückt. Diesem Druck können sie zwar einige Zeit standhalten, aber da sie nicht völlig fest im Kiefer festsitzen, kann sich die Zahnposition nach und nach verändern. Prinzipiell kann man sich die Wirkungsweise wie eine Zahnspange vorstellen, die völlig entgegengesetzt funktioniert: Die Zahnzwischenräume vergrößern sich, die Zähne stellen sich nach und nach schief und können sich überlagern, werden irgendwann auch locker und können durch falschen Aufbiss ausfallen. Die Zunge wird mehr und mehr in die Zahnzwischenräume gepresst und verstärkt den Effekt. In Kombination mit anderen sogenannten Parafunktionen kann auch das Kiefergelenk in Mitleidenschaft gezogen werden, sich entzünden und im Rahmen einer Craniomandibulären Dysfunktion schmerzhaft verschleißen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Erste Hilfe bietet beim Bruxismus sowie beim Zungenpressen oft eine sogenannte Aufbissschiene. Diese schützt die Zähne zunächst vor sämtlichen mechanischen Einflüssen. Die Aufbissschienen werden praktischerweise nachts getragen und verhindern unmittelbare Schäden am Zahnapparat.
Allerdings können diese natürlich nicht durchgehend getragen werden, weswegen sich eine psychotherapeutische Begleitung (oder sogar Aufarbeitung) auch in mittelschweren Fällen lohnen kann. Da das Zungenpressen in der Regel Ausdruck von nicht verarbeitetem Alltagsstress ist, sollte genau darüber mit einem Experten gesprochen werden. Mit diesem können die Patienten dann Strategien zur besseren Stressbewältigung erarbeiten.
Natürlich können Eilige auch eigenhändig die ersten Schritte unternehmen und sich mit Entspannungstechniken wie autogenem Training, progressiver Muskelentspannung, bewusster Atmung, Physiotherapie, Yoga oder Pilates vertraut machen. Die Möglichkeiten sind heute vielfältiger denn je, aber auch hier lauern neue Stressfallen für Sensible wenn es darum geht, die individuell beste Lösung zu finden. Am Ende müssen Patient und Arzt einschätzen, welcher Schweregrad vorliegt und ob es vielleicht schon reicht, deutlich bewusster durch den Tag zu gehen und besser auf das eigene Fehlverhalten zu achten. Vielleicht kann es sich hierdurch bereits verringern oder abstellen lassen.
Sollten Sie oder Ihr Kind Probleme hinsichtlich Zungenpressen, Zähneknirschen oder ähnlichem aufweisen, vereinbaren Sie noch heute einen Beratungstermin in unserer Praxis.
Ihr Joe Schankin